Erschienen im Compassioner, 1. September 2018, von Frank Fiess –
Geburt und Tod markieren den Anfang und das Ende unserer Tage auf der Erde. Zu Beginn unseres Lebens scheinen die Tage endlos zu sein und die Zeit fast still zu stehen. Die ersten Sommerferien schienen für manche von uns ewig zu dauern.
Jeder Tag ist so kostbar
Jeden Tag so zu leben, als wäre er unser einziger Tag, erfordert eine Menge Bewusstheit. Was mir geholfen hat, der Kostbarkeit jedes Tages bewusst zu werden, war Zählen: An meinem 40. Geburtstag begann ich meine Tage zu zählen – bis dahin, waren es ungefähr 14.600 Tage und Nächte.
An jedem Tag unseres Lebens erfahren wir 24.600 Atemzüge und unser starkes Herz schlägt ungefähr 100.000 Mal. Wir denken einige tausend Gedanken und erleben hunderte von Gefühlen.
Die meisten Menschen finden es rein theoretisch gut und sinnvoll, sich jeden Tag für ihr eigenes Wohlbefinden und ihre innere Mitte zu engagieren. Doch ganz praktisch haben wir oft nicht die Zeit, den Nerv, sind die Umstände gerade nicht so günstig und dann ist da ja auch noch der innere Schweinehund …
Wie können wir uns aus dieser Sackgasse befreien und wirklich das tun, was uns gut tut?
Der von mir hoch geschätzte Albert Einstein sagte mal sinngemäß dazu:
„Manchmal können wir eine Herausforderung eben nicht auf der Ebene lösen, auf der sie erscheint. Dann müssen wir unser Bewusstsein erweitern und mit einem größeren Blick von weiter oben darauf schauen.“
Genau das haben zum Beispiel die ersten Astronauten getan. Sie schauten von weit oben auf die Erde und sprachen voller Liebe von ihrer Schönheit – einer „blauen Perle“.
Von oben konnten sie sehr klar erkennen, dass all das Leid, die Kriege, die politischen, religiösen und kulturellen Grenzen allein von den engstirnigen Gedanken und Handlungen der Menschen erschaffen werden.
Wenn wir Einstein und den Astronauten folgen und unser Bewusstsein erheben, dann können wir klar erkennen: Ohne innere Mitte, ohne authentischen Wesenskontakt, ohne Zentriertheit ist vieles in unserem Alltag und in unseren Beziehungen ein Krampf und Kampf – oft sind wir nur ein Schatten unserer selbst.
Was hat mir konkret geholfen, meine tägliche Praxis zu finden?
Seit mehr als 30 Jahren bin ich ein begeisterter Lehrer für Tausende von Menschen. Um in meiner Mitte zu bleiben verbrachte ich von Anfang an jeden Tag Zeit in der Natur.
Die Natur hat mich gelehrt, dass alles auf der Erde und im Universum auf fünf Prinzipienberuht – Erde, Wasser, Luft, Feuer und Raum. Und eines Tages, an meinem Lieblings-See sitzend, erkannte ich – auch wir Menschen haben einen physischen Körper (Erde), einen emotionalen Körper (Wasser), einen Gedanken-Körper (Geist), eine Seele (Feuer) und bewegen uns im Raum.
Kosmos, Universum, Energie
Geholfen haben mir damals auch die folgenden Beobachtungen:
- „Kosmos“ bedeutet übersetzt soviel wie „Ordnung“ – es macht also Sinn, immer wieder in unsere Ordnung/Mitte zu kommen.
- „Universum“ bedeutet „ein Lied“, deshalb sind Klang und das Finden der eigenen Herzens- und Seelenlieder in meiner Arbeit so essenziell.
- „Energie“ ist kein esoterisches Allerweltswort, sondern bedeutet vom Wortsinn her „wirkende Kraft“. Diese Erkenntnisse stärkten meine Bereitschaft, jeden Tag meinen wirkenden Kräften – Körper, Gefühle, Gedanken, Seele und Raum – Gutes zu tun und Zeit zu schenken!
Bewusstes Atmen ist zentral
Wichtig war auch meine neu erwachendeBegeisterung für den lebendigen Atem. Fast alle Menschen fangen irgendwann an, ihren lebendigen Atem abzuflachen, und zwar dann, wenn ihre „Dressur“ – die Erziehung nach dem Konzept von „Belohnung und Strafe“ – beginnt.
Ich war geradezu begeistert, als ich entdeckte, dass im Sanskrit, der Mutter vieler Sprachen, „visvas“ – das Wort für Atem – auch „Glauben“ bedeutet!
In den alten Zeiten war also Glaube/Gottvertrauen nichts Abstraktes, Dogmatisches, von-uns-Getrenntes-dort-oben-im-Himmel, sondern Glaube war der lebendige Atem!
Durch unseren bewussten Atem erleben wir ganz natürlich die Verbundenheit mit dem großen Ganzen.
Deshalb sind Atem-Übungen ein sehr wichtiger Teil meiner täglichen Praxis.
Sie helfen mir unmittelbar, die Illusion des Getrennt-Seins zu überwinden und mich eins zu fühlen mit meinen Brüdern und Schwestern, der geliebten Erde und dem Kosmos.
Einen Großteil der Übungen findest du auf meiner Website unter der Rubrik „Morgen- und Abend-Übungen“.
Meine morgendliche Praxis
Jeden Morgen nach dem Aufwachen gehe ich als Erstes zu meinem Kraft- und Meditationsplatz und schenke meinen vier Körpern Liebe, Aufmerksamkeit und Ausrichtung. Dies ist ein kraftvolles und starkes Signal an das Unter-, Wach- und Überbewusstsein.
Zusätzlich richte ich während der ruhigen Phasen der Übungen meine Aufmerksamkeit auf die Verkörperung meiner drei Kernbedürfnisse:
„Ich bin willkommen.“ – „Ich bin geliebt, genau so, wie ich bin.“ – „Ich bin glücklich.“
Diese immer wieder laut auszusprechen ist sehr wichtig!
Viele Menschen projizieren die Hoffnung auf die Erfüllung ihrer Kernbedürfnisse auf die Menschen in ihrer Umwelt. Sie zu uns zurückzunehmen und uns selbst wieder zu schenken, stoppt unser persönliches Hamsterrad und eröffnet die Möglichkeit eines selbstbestimmten, freien Lebens.
Da die wenigsten Menschen in unserer Gesellschaft gelernt haben, ihren Geist während des Tages zentriert und präsent zu halten, ist es wichtig, dies durch kleine Mikro-Übungen wieder zu lernen. Die „Praxis der innigen Selbst-Liebe“ z. B. ermöglicht uns, die Schönheit und das Geschenk in den kleinen und großen Dingen unseres Alltags zu erkennen.
Wenn du dich mal wieder vergisst…
Natürlich falle auch ich immer wieder aus meiner Mitte!
Humor, Herzensgüte und ein spielerischer, entspannter Umgang mit der jeweiligen Situation helfen mir schnell, wieder dorthin zurückzufinden.
Auch ist es wichtig, durch den Tag hindurch immer wieder Oasen des Nicht-Tuns und des Ausruhens zu schaffen und dabei unsere Augen zu schließen …, denn durch unsere Augen verlieren wir durch die ständigen Urteile, Vergleiche und anderen Projektionen am meisten Energie!
Mich jeden Tag bewusst für meinen Körper, meine Gefühle, meine Gedanken, meine Seele und mein Umfeld zu engagieren, ist für mich ein Pfad zur Meisterschaft und zu der alles durchdringenden Erfahrung geworden:
In mir ist die Liebe, das göttliche Licht, das unzerstörbare Leben
– in mir lebt, atmet, singt und leuchtet „die eine große Kraft“, die alles und alle beseelt und verbindet.
Dort zu Hause zu sein, macht mich glücklich und fähig, meine Träume zu verwirklichen
und ein Segen für die Menschen und die Erde zu sein!
Lieber Mensch,
ich wünsche dir von Herzen, dass auch du das in dir und durch dich erfahren mögest!
Alles Liebe,
Frank
Kommentare
Margrit
„In mir, in meiner Kraft, in meinem Licht zuhause zu sein – diese Vorstellung spricht mich sehr an. Sie zieht mich fast magisch an und dann frage ich mich, ob es möglich ist. Irgendwie bin ich schon auf dem Weg aber dann falle ich wieder in alte Verhaltensmuster. Danke für die Anregung.“
Sigrid
„Lieber Frank, DANKE, deine Worte berühren mich sehr, sie entspringen dem Liebesmeer zwischen Geburt und Tod – du zeigst, wie man umgeht mit Not und das Boot bringt ins Lot. Deine Übungen fördern die Verbundenheit und man fühlt sich befreit, das Herz wird richtig weit – SO lindert man Leid und lernt auch noch gscheit, wie man sich und andere bestens leit‘. Es vermag jeder Tag einem das Glück zu zeigen, es wird auch nicht weniger, wenn sich die Tage zu Ende neigen, sofern wir in der Liebe bleiben.“
Elke
„Lieber Frank, vielen Dank für diesen Beitrag. Heute Abend bin ich hierher gekommen, auf der Suche nach einer Inspiration, um mich tiefer mit mir selbst, meinem Seelenlied, der wirkenden Kraft und meiner Ordnung zu verbinden.“
Annette
„Vielen Dank, lieber Frank, für deine Inspiration… In meine Mitte finden ist auch für mich jeden Tag Herausforderung… werde deine Übungen ausprobieren!“
Jeannette
„Danke für die schöne Morgenroutine. Das werde ich versuchen, um endlich mehr bei mir anzukommen. Danke! Jeannette“
Jana
„Ja: Ich bin willkommen. Ich bin geliebt, genau so, wie ich bin. Ich bin glücklich. Ich gebe meine Energie für Menschen! Bin in in Liebe – mit mir – in dieser Welt! … und das übe ich täglich – an manchen Tagen geht es super – an manchen Tagen schier gar nicht und dabei auf die Zeit gesehen stetig leichter – jeden Tag ein bisschen freier!“
Anja
„Was nehme ich mit: Augen schließen – wir verlieren dadurch viel Energie, wichtige Info für mich! Mein Kernbedürfnisse täglich laut aussprechen – sehr schön, mach ich ab jetzt! Und die Aufmerksamkeit auf den Atem, der uns ständig mit dem Universum verbindet! Meine Goldnuggets aus dem Impuls! Danke von Herzen“
Ursula
„Danke ! Einleuchtend“
Birgit
„Danke für diese wundervollen Worte, sehr berührend und auch nachdenklich machend.“
Martina
„Lieber Frank, sofort nach dem Interview bei Veit habe ich dein Buch „heute ist dein Tag“ gekauft und praktiziere seitdem die Morgenübungen täglich , die Abendübunge oft… und es vollzieht sich spürbar ein Wandel zu mehr Zuversicht, Vertrauen, Selbstliebe und unendlicher Dankbarkeit. Wach, weich, wesentlich und wirksam durch die tage zu gehen, dabei hilft mir die Fokussierung am Morgen enorm. Tausend dank für deine sehr wirksamen, anregenden, liebe- und humorvollen Impulse!“