Veröffentlicht zur 3. Lebensenergie-Konferenz 2016
Gehen wir in unserer gesellschaftlichen Entwicklung einmal 60 Jahre zurück …
In der Nachkriegs- und Wirtschaftswunder-Zeit wurden Beziehungen noch in einem bürgerlich-religiösen Kontext von Spießigkeit, Verklemmtheit und Enge gelebt. Die „sexuelle Revolution“ der 60er und 70er Jahre und verschiedene Initiativen – und anderem die Frauenbewegung – haben über die Jahre diese alten Strukturen aufgebrochen und nachhaltig verändert. Das war seinerzeit revolutionär und für die Entwicklung einer freieren Gesellschaft dringend notwendig.
Heute leben wir in einer Gesellschaft in der alle Spielarten von Beziehungen möglich sind. Die monogame Beziehung zwischen Mann und Frau, die gleichgeschlechtliche Beziehung bei Frauen und Männern, genauso wie polyamouröse Mehrfach-Beziehungen. Auf der zur Verfügung stehenden „sexuellen Speisekarte“ finden wir scheinbar endlose Möglichkeiten: Wir können einen Swinger-Club besuchen, uns auf die Streckbank eines SM-Studios legen oder bei einer Seitensprung-Agentur einen aufregenden Abend „buchen“. Vielfältige Partnervermittlungen und Kontaktbörsen stehen den Menschen zur Verfügung.
Die sexuelle Revolution war im Kern eine Revolte gegen bestimmte einengende Formen. Jetzt ist diese Enge geweitet und es zeigt sich, dass der nächste Schritt eine Revolution des Inhalts ist. Es stellt sich zunehmend die Frage: Wie gehen wir mit den neuen Freiheiten um? Was sind unsere eigenen, selbstbestimmten Werte in Beziehung und Sexualität? Was ist für uns in unserer jetzigen Lebens-Phase stimmig?
Ging es die letzten 40 Jahre darum „Ja“ zu sagen und unseren Impulsen und unserem Begehren zu folgen, so erleben viele Menschen auf ihrem Weg der Befreiung, dass Freiheit auch bedeutet, „Nein“ zu sagen zu können und nicht jedem Reiz oder jeder Aufforderung folgen zu müssen.
Was sind also die wesentlichen Inhalte, die für das Gelingen und das Glück in unseren Beziehungen entscheidend sind?
Erstens – eine innige Selbst-Liebe und die Erkenntnis, dass wir einen anderen Menschen nur so tief lieben können, wie wir uns selbst lieben.
Zweitens – die Bereitschaft, unsere Beziehungsmuster und Ängste anzuschauen, zu heilen und hinter uns zu lassen und die Beziehung als kraftvolle Heilungs-Möglichkeit zu begreifen.
Drittens – eine Form der gewaltfreien Kommunikation zu erlernen, die es radikal praktiziert vom eigenen Erleben zu sprechen, ohne unseren Partner zu beschuldigen oder anzugreifen.
Viertens – tief zu verstehen, dass der Sexualität auf der Erde vor langer Zeit die Seele geraubt wurde. Sexualität war in vielen alten Kulturen die Rückverbindung mit dem Urgrund des Seins. Sie war die wirkliche Religion – „religio“. Mit Liebe und Bewusstheit gelebt kann sie uns heilende, heilige und glückselige Erfahrungen schenken.
Fünftens – klar zu erkennen, dass viele Beziehungen in unserer Kultur sich nur auf die romantische Projektion beziehen, die wir auf unseren Partner richten. Deshalb sind wir immer wieder enttäuscht, wenn die romantische Projektion nachlässt. Es ist für das Glück in unseren Beziehungen entscheidend, Beziehungen von Wesen zu Wesen zu führen.
Sechstens – eine Beziehungs-Kultur zu erschaffen voller schöner, sinnvoller und beglückender Erfahrungen für beide.
Siebtens – eine gemeinsame Spiritualität zu praktizieren, die der Beziehung eine größere Ausrichtung gibt und die Verbundenheit mit dem Geschenk und dem Wunder des Lebens stärkt und bekräftigt.
Der Riss der durch jeden Menschen auf der Erde geht – ein Teil in uns vertraut auf die Liebe und der andere folgt der Angst – ist nur in jedem einzeln Menschen zu heilen. Nur der unerschütterliche Kontakt mit dem Wesenskern der Liebe in uns ermöglicht in unseren Beziehungen, unserer Gesellschaft und auf der Erde wirkliche Lösungen, wirklichen Frieden und wirkliches Glück! Liebe ist die tiefste Wahrheit in allen Formen auf der Erde und im Kosmos – sie ist die größte Kraft im Universum – es lohnt sich immer wieder, neu den Weg der Liebe zu gehen.