Mittwoch-Nachmittag 15:30 Uhr. Ich gehe die Treppe zu einem Berliner U-Bahnhof hinunter. Die Feierabend-Hektik hat begonnen – Menschen schwirren aneinander vorbei. Auf dem Bahnsteig warten ungefähr 80 Menschen. 30-40 schauen auf ihr Smartphone und 7-8 lauschen dem Inhalt ihrer Kopfhörer – der Rest schaut irgendwohin … Augenkontakt nicht erwünscht.
Ich denke: Wenn ich in diesem Moment von einer 30 jährigen Zeitreise zurückkehren würde – dann würde ich mich fragen, ob die Menschen „ver-rückt“ geworden sind? Den aufrechten Gang zu erlernen, der den Augenkontakt erst ermöglicht hat – das hat eine lange Zeit gedauert, in der Geschichte des Homo Sapiens. Und auch in der Entwicklung eines kleinen Kindes braucht es in der Krabbel-Phase eine ganze Weile bis der neue Erdenbürger den Kopf heben kann. Und den Moment in dem mein Sohn Paul zum ersten Mal selbstständig stehen konnte werde ich nie vergessen – allein schon wegen seinem seligen, staunenden Lächeln in diesem besonderen Moment.
Oft hören wir heute, es ist gut, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen. Das finde ich auch, denn in manchen Gegenden auf der Erde ist es mit der gleichen Augenhöhe nicht weit her – es ist gut, die neuen Techniken und Medien für unsere Zwecke zu nutzen, es ist nicht gut, uns von ihnen versklaven zu lassen!
Genießen wir die Möglichkeiten des Augenkontakts … um uns in diesem Augenblick zu begegnen, zu erkennen und um das Lebendige in den Augen unseres Gegenübers zu ehren.
In diesem Sinne, wünsche ich dir viele schöne Augenblicke und Augenkontakte …
Liebe Grüße
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